Sanierung Musikschule, Ulm

Das Haus war schon da, es musste nur gefunden werden...

Als das Wasser aus dem Schwimmbecken und den Badewannen abgeflossen war, blieb eine große Halle und viele einzelne Räume übrig. Was braucht eine Musikschule mehr?

Bewundernswert, wie hier vor rund hundert Jahren eine enorme Baumasse in die kleinteilige Altstadt zwischen Rathaus und Donau hineinkomponiert worden war. Was ist geblieben vom geliebten alten Stadtbad, was ist dazugekommen und wie ist beides verknüpft?

Außen ist alles wie es war, nur aufgefrischt.

Unverändert ist der Hauptzugang vom Marktplatz aus mit dem Foyer und dem daran angeschlossenen Treppenhaus, das alle Ebenen verbindet. Diese Ebenen haben neue Nutzungen bekommen:

Dort, wo früher das Springen vom Rand so verlockend war und drunter, wo das Badewasser durch allerlei Ritzen unbemerkt im Untergrund versickern konnte, sind nun Unterrichts- und Übungsräume zu finden. Auch die Alte Metzig gehört dazu.

Wo von der Galerie aus die Badelandschaft zu sehen war, bietet sich jetzt der Einblick in den Saal mit dem Orchesterpodium und in die Cafeteria mit ihrem Innenhof. Auf den oberen Ebenen liegen Gesprächsräume, Lehrerzimmer und Büroräume der Musikschule.

Das Zentrum des alten Stadtbades, die Badehalle, sollte von oben bis unten wahrnehmbar bleiben: der neue Raumkern die 'Musikbox' mit dem darauf aufbauenden Zuhörerpodium ist deshalb in allen Geschossen deutlich von den erhaltenen Becken- und Galeriekanten abgelöst. Auf zwei Ebenen bilden begehbare, von unten beleuchtete Glasbänder Trennung und Verbindung zugleich.

Das räumliche Spiel der vorhandenen schwungvollen Halle mit der hineingestellten Box ist im Norden des Hallenbaues besonders deutlich wahrzunehmen: an der hohen innenliegenden Glasfassade des neuen Saales werden die alten Raumproportionen sichtbar; die erhaltene umlaufende Balustrade zeigt mit ihren Schwüngen die Luftraumkante der alten Galerie; nach Süden zum Orchesterpodium hin gehen die bestehenden und neuen Elemente mehr und mehr ineinander über.

Neue Bauteile sind an ihren Materialien zu erkennen naturbelassener Beton, Stahl, Glas, Holz und an ihrer Geradlinigkeit; Schwünge und Schnitte, Bögen und ebene Flächen kommen so zusammen wie auf einem Notenblatt.

Die Wege im Haus sind bis in alle Winkel geöffnet und führen ganz hindurch von Norden nach Süden. So liegt diese Musikschule nicht nur am Marktplatz sondern auch an der Donau.

Bauherr:

Wohn- und Gewerbebau GmbH Richard Vogel
Daimlerstraße 36
89079 Ulm

Nutzfläche:

2.603 m²

Umbauter Raum:

22.500 m³

Grundstück:

2.315 m²

Leistungsphasen:

1 - 5

Tragwerk:

IB Scherr + Klimke, Ulm

HLS:

IB Keppler, Ulm

E:

IB Keppler, Ulm

Bauphysik:

IB Prof. Baumgartner, Waiblingen

Fertigstellung:

2001

Fotos:

Martin Duckek, Ulm

Presse:

- Regionalspiegel Heft 1/2001
Hrsg: Die Innovationsregion Ulm
- Bausubstanz Heft 8/2001
Meininger Verlag
- Beton Prisma
Bundesverband der deutschen Zementindustrie e.V.
- NT 577/2004 Louis Poulsen
Magazin für Beleuchtung und Architektur
- Architektur und Technik 08/05
- Architekturführer Ulm / Neu-Ulm
Hrsg. Alexander Wetzig und Max Stemshorn in Zusammenarbeit mit der Stadt Ulm, der Stadt Neu-Ulm und der Kammergruppe Alb-Donau-Kreis / Stadtkreis Ulm
ISBN 3 8030 0631 7
- FSB Architekturführer Ulm 2003
Hrsg. Prof. Dr. Ingeborg Flagge in Zusammenarbeit mit dem BDA Ulm / Biberach, Klaus Heidenreich
ISBN 3-935243-35-9
- innerorts
Zukunftsfähige Stadterneuerung in Baden-Württemberg
Karl Krämer Verlag ISBN 978-3-7828-4049-1

Objektadresse:

Marktplatz 19
89073 Ulm

Auszeichnungen:

- Beispielhaftes Bauen
Architektenkammer Baden-Württemberg Ulm und Alb-Donau-Kreis 2001
- Zukunftsfähige Stadterneuerung Bauherrenpreis 2000-2006
Anerkennung
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg